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Offboarding-Erfahrung: Eine anonyme Sammlung von den d.vincis
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Topic: Recruitingspot
Offboarding-Erfahrung: Eine anonyme Sammlung von den d.vincis
Fast jeder von uns hat schon mal ein Offboarding bei einem Arbeitgeber miterlebt. Je nach Ablauf und Umgang mit dieser schwierigen Situation im Unternehmen, hat man positive oder negative Erinnerungen daran.
Wir haben bei d.vinci mal herumgefragt und anonym Stimmen eingesammelt, wie Mitarbeiteraustritte in der Vergangenheit abgelaufen sind. Oft hängt die Erfahrung beim Offboarding damit zusammen, aus welchen Gründen ein Mitarbeiteraustritt eingeleitet wird. Hier erzählen die dvincis ihre Offboarding-Erfahrungen.
Geschieht eine Kündigung, weil man z.B. die Branche wechseln will und nicht, weil im Team oder an der Arbeit an sich etwas nicht stimmt, kann ein Offboarding auch neutral verlaufen. Stimmt dann noch das Verhältnis zum Vorgesetzten, steht einem professionellen Austritt nichts im Wege. „Ich hatte immer einen sehr guten Draht zu meinem Chef und er wusste, dass ich mich weiterentwickeln möchte. Nach der Kündigung wurden auch alle informiert und meine Entscheidung respektiert. Es gab dann auch eine vernünftige Übergabe“, erzählt ein Kollege bei d.vinci.
Für den Arbeitnehmer bleibt ein Offboarding meist in besonders schlechter Erinnerung, wenn die Kündigung seitens des Arbeitgebers ausgesprochen wird. Klar, in solchen Fällen rechnet der Arbeitnehmer nur in den seltensten Fällen mit dieser Entscheidung. Ein Kollege berichtet: „Mir wurde mal eine Bewährungskündigung ausgesprochen – obwohl im vorherigen Probezeitgespräch ein durchweg positives Bild gezeichnet wurde. Diese Art der Kündigung bedeutet, dass eine Kündigung mit einer langen Frist von 6 Monaten ausgesprochen wird. Man hat also noch Zeit sich zu bewähren. Das ist sowohl menschlich als auch unternehmerisch absolut unprofessionell und übt enormen Druck aus.“ An dieser Stelle möchten wir darauf hinweisen, dass wir uns von so einer Trennung zwischen Arbeitnehmer- und geber absolut distanzieren und niemandem dazu raten würden, sich auf diesem Wege von Mitarbeitern zu verabschieden. Es verdeutlicht aber, dass das Offboarding ein wirklich wichtiger Prozess ist, der, auch angesichts der unangenehmen Umstände, professionell und wertschätzend ablaufen sollte.
Unschön ist es natürlich auch, wenn eine Kündigung ausgesprochen wird, obwohl man noch gar nicht so lange zusammengearbeitet hat. Eine Kündigung innerhalb der Probezeit ist häufig gleichbedeutend mit einer falschen Entscheidung bei der Einstellung des Angestellten. „Ich wurde einmal innerhalb der Probezeit gekündigt. Inoffizieller Grund waren persönliche Differenzen mit dem Chef – die ich so nie empfand. Ich musste dann sogar noch bis zum Ende der Kündigungsfrist dort arbeiten und es hat sich auch niemand um die administrativen Aufgaben, wie Rückgabe des Schlüssels und PC gekümmert. Das war wirklich schade.“
Es geht aber auch ganz anders. Ein Kollege erzählt folgendes: „Die Kündigung hat mich viel Überwindung gekostet. Meine Chefin hatte absolutes Verständnis, war aber super traurig, da wir uns gut verstanden haben und ich sehr wichtig für sie war. Ich hatte dann noch 3 Monate im Unternehmen. Ich habe meine Nachfolgerin eingestellt und konnte alles gut übergeben und abschließen. An meinem letzten Arbeitstag hat mein Arbeitgeber ein großes Frühstück mit 50 teilnehmenden Kolleg*innen organisiert. Es war wunderschön und sehr emotionsgeladen. Einen Monat später habe ich noch einen handschriftlichen Brief bekommen in dem man sich nochmal für die tolle Zeit bedankt hat und mir alles Gute gewünscht hat. Das war eine schöne Offboarding-Erfahrung!“
Man sieht an diesem Beispiel, dass es vor allem darauf ankommt, wie der Arbeitgeber mit der Kündigung umgeht. Natürlich darf ein Vorgesetzter traurig sein, aber persönliche Enttäuschung macht es schwierig. Merkt ein Arbeitgeber, dass einem Teammitglied das Gespräch schwerfällt, kann er davon ausgehen, dass für die Kündigung keine Gründe vorliegen, die im Team oder in der Arbeit begründet sind. Meist ist der Grund, dass sich dem Arbeitnehmer eine neue Chance geboten hat, die er karrieretechnisch ergreifen möchte, so wie im nächsten Beispiel:
„Ich habe mich mal nach 3 Jahren dazu entschieden, einen Arbeitgeber zu verlassen, weil ich das Gefühl hatte, dass karrieretechnisch kaum noch Luft nach oben ist. Zudem lag mir zu dem Zeitpunkt bereits ein anderes Jobangebot vor und ich hatte sowieso Lust auf Veränderung. Ich habe recht früh das Gespräch mit meiner Vorgesetzten gesucht, wir hatten immer ein gutes Verhältnis. Sie hat tatsächlich sehr verständnisvoll reagiert, auch wenn sie traurig darüber war. Da ich idealerweise nicht erst 3 Monate später im neuen Job angefangen hätte, haben wir uns direkt auf einen Aufhebungsvertrag geeinigt, was für beide Seiten gut war. Die Kündigung wurde direkt bestätigt und wir hatten beide ein offizielles Dokument in der Hand. Meine letzten Wochen liefen dann gut, weil wir offen über alles gesprochen haben und ich noch meine Projekte abwickeln und übergeben konnte.“
Für einen Arbeitnehmer kann ein Kündigungsgespräch besonders schwierig sein, wenn ein Arbeitgeber anders reagiert als erwartet: „Bei meiner Kündigung hatte ich erwartet, dass die letzten Wochen unschön verlaufen würden. Das Gegenteil war der Fall. Mein Chef war, anders als sonst, sehr offen und hat sein ehrliches Bedauern geäußert. Am Ende fand ich es dann sogar fast schade zu gehen, weil die Kündigung vielleicht hätte verhindert werden können, wenn wir schon viel früher offener miteinander umgegangen wären.“
Auch eine Freistellung ist immer eine zwiegespaltene Angelegenheit. Möchte ein Arbeitnehmer gehen, verlangt er meistens nicht danach, freigestellt zu werden. Im Gegenteil – im Normalfall wird man sich einig und die Projekte werden noch zu Ende abgewickelt. Kommt es dann trotz Kündigung in beidseitigem Einverständnis zu einer Freistellung, führt das zu einem unangenehmen Beigeschmack beim Arbeitnehmer: „Ich hatte meine Kündigung eingereicht und mit dem Team/Vorgesetzten abgesprochen, dass ich natürlich noch bis zum Ende weiterarbeite, weil wir mitten in großen Projekten steckten und ich nur gekündigt hatte weil sich eine Chance bot, um mich weiterzuentwickeln, nicht, weil ich den Job und das Team nicht mochte. Ein paar Tage nach diesem Gespräch wurde ich plötzlich zum Chef gerufen, der mir sagte, dass er beschlossen hätte mich freizustellen und ich dann jetzt nach Hause gehen könnte. Er sagte das nicht böse oder mit Unmut, sondern meinte, dass er das im Team besprochen hätte, um mir ein paar freie Tage zu ermöglichen, da ich keinen Resturlaub mehr hatte. Mir hat das den Boden unter den Füßen weggezogen, weil ich mich darauf eingestellt hatte noch ein paar Tage da zu sein und noch einen netten Abschied mit meinem Team zu feiern. Bis heute frage ich mich immer mal wieder, wenn ich an die Erfahrung denke, ob es wirklich nett gemeint war oder er mich loswerden wollte.“
Eine Kündigung muss aber nicht immer von Seiten des Arbeitgebers oder Arbeitnehmers bewusst herbeigeführt werden. Es gibt auch für beide Seiten die unschöne Situation, dass eine Firma geschlossen oder verkauft wird. „Ich dachte ich hatte meinen Traumjob gefunden – und dann wurde die gesamte Holding geschlossen. Das war natürlich super traurig, jedoch konnte da niemand etwas machen. Am Ende war ich mit wenigen anderen Kollegen noch übrig. Wir haben das Unternehmen inkl. Tochtergesellschaften gemeinsam abgewickelt. Ich konnte mein Offboarding also eigenständig organisieren. Mein Chef hat mich in der unsicheren Zeit aber sehr gefördert und hat sich noch persönlich bei meinem anschließenden Arbeitgeber für mich ausgesprochen.“ In diesem Fall sieht man, dass man das Beste aus so einer unschönen Situation machen sollte, weil das die Lage für alle Beteiligten am einfachsten macht.
Gerade an den beiden letzten Beispielen sieht man, was für weitreichende Folgen ein Offboarding haben kann, und wie lange sich Arbeitnehmer noch daran erinnern. Und bestimmt gibt es auch Arbeitgeber, die an dem ein oder anderen Mitarbeiteraustritt noch zu knabbern haben. In jedem Fall hilft immer offene Kommunikation und Professionalität.
Denn: Man sieht sich häufig zwei Mal im Leben. Weitere Fragen zum Offboarding? Hier entlang.
Bildquelle: © pexels, craig-adderley
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