Fehlerkultur
Unter Fehlerkultur versteht man die Art und Weise wie Kulturen, Gesellschaften und Unternehmen mit Fehlern umgehen.
Fehlerkultur
In unserem Fall wollen wir uns mit der Fehlerkultur in Unternehmen beschäftigen. Dabei meinen wir das Verhalten Führungskräften und Teammitgliedern gegenüber, wenn Missgeschicke passiert sind.
Fehler sind menschlich
Das oben genannte Sprichwort kennt sicherlich jeder und es beschreibt schon sehr gut, wie mit Fehlern idealerweise umgegangen werden sollte. Kein Mensch ist perfekt und kann immer richtig handeln. Auch wenn wir mittlerweile Unterstützung durch Computer oder künstliche Intelligenz erfahren, so lassen sich Fehler nicht komplett ausmerzen.
Gefahren einer schlechten Fehlerkultur
Werden Fehler im Unternehmen unter den Tisch gekehrt oder werden gar immer Sündenböcke gesucht und Vorwürfe gemacht, so kann das unschöne Folgen haben. Die bedeutendsten Gefahren dabei sind:
- Demotivation: Erfährt ein:e Mitarbeiter:in nach einem Fehler Geschrei oder Vorwürfe, so wird diese Person zukünftig nicht mehr gern bei diesem Unternehmen arbeiten. Die Mitarbeitendenbindung, sofern überhaupt vorhanden, sinkt. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Person das Unternehmen verlassen möchte, steigt.
- Angst: Auch hier: Wird ein:e Mitarbeiter:in angeschrien oder negativ dargestellt weil ein Fehler passiert ist, entwickelt diese:r im schlimmsten Fall nicht nur den Wunsch den Arbeitgeber zu wechseln, sondern Angst. Diese kann sich tief im Inneren manifestieren, die Arbeit blockieren und das Verhalten stark beeinflussen.
- Weniger Motivation: Muss jemand fürchten, nach einem Missgeschick Ärger zu erfahren, so wird diese Person weniger Motivation zeigen, selbst Entscheidungen zu treffen. Prozesse verlängern sich durch mehr Abstimmung und Rückversicherung.
Wie sieht eine gute Fehlerkultur aus?
Einen perfekten Umgang mit Fehlern kann man nur schwer definieren, hängt er doch stark vom Unternehmen und den Aufgaben ab. Grundsätzlich kann man aber einige Säulen festhalten:
- Transparenz: Wenn Fehler passieren, sollte man diese nicht unter den Tisch kehren sondern darüber reden. Aber statt dabei zu fragen: „Wer war das?“ sollte eher die Frage im Raum stehen: „Wie ist es zu diesem Missgeschick gekommen?“ Nicht jeder kleinste Fehler muss ins ganze Unternehmen getragen werden, aber zumindest im Team sollte Klarheit herrschen. Gerade, wenn eine wertvolle Erkenntnis aus dem Fehler gewonnen werden konnte, so sollte diese im gesamten Unternehmen geteilt werden. Mittlerweile haben sich sogenannte „FuckUps“ etabliert, in dem man gemeinsam Missgeschicke Revue passieren lässt und diese feiert. Das geht natürlich nur, wenn die Fehler nicht besonders dramatisch waren.
- Verständnis: Niemals einen Sündenbock suchen – die Person, die ggf. den Fehler ausgelöst hat, hat wahrscheinlich sowieso schon ein schlechtes Gewissen. Sie noch offen an den Pranger zu stellen, ist absolut unnötig. Versucht lieber gemeinsam, das Problem zu lösen.
- Freiheit: Auch wenn ein:e Kolleg:in etwas falsch gemacht hat, sollte nicht die Folge sein, jeden Arbeitsschritt zu kontrollieren und keine eigenen Entscheidungen mehr zu erlauben. Lasst die Personen trotzdem wieder alleine loslaufen und habt vor allem auch die guten Leistungen dieser Personen im Blick.
- Nüchternheit: Ein Fehler ist passiert und nun hat man Angst vor der Kettenreaktion? Cool bleiben! Versucht, Fehler nüchtern zu analysieren und nicht den Teufel an die Wand zu malen und zu emotional zu reagieren. Am Ende kommt es sowieso so, wie es kommen soll – katastrophisieren hilft da nicht.
- (Langfristige) Lösungen suchen: Der beste Umgang mit Fehlern ist, diese zunächst zu lösen und dann daran zu arbeiten, dass diese nicht mehr vorkommen. Ist beispielsweise eine Deadline nicht eingehalten worden, weil Aufgaben aus den Augen verloren worden, so kann ein Projektmanagement-Tool helfen, Aufgaben nachzuhalten, diese zuzuweisen und pünktlich zu erledigen. Hat jemand im Team gerade einfach zu viele To Dos auf dem Tisch und geht das zu Lasten der Sorgfalt, so muss das offen kommuniziert werden und ggfs. sollten Teammitglieder einspringen und es sollte immer das Vier-Augen-Prinzip gelten.
Sind diese beiden Dimensionen gegeben, so ist der Grundstein gelegt, aus Fehlern lernen zu können und keine Angst mehr davor zu haben. Ganz eng verbunden mit einer offenen Fehlerkultur ist das Prinzip der Psychological Safety – dieses Prinzip beschreibt, dass jedes Teammitglied das Gefühl haben sollte, dass alle Ideen, Fragen und kritischen Meinungen willkommen sind und es keine Angst haben muss, Fehler zu machen oder darüber zu sprechen.
Grundsätzlich sollte im Unternehmen gelten: Aus Fehlern lernt man! Selbst wenn ein Missgeschick finanzielle Folgen hat, so kann man sich sicher sein, dass dies dazu führt, in Zukunft Prozesse doppelt zu kontrollieren und sich besser abzusprechen. Dies hat langfristig also nur gute Auswirkungen.