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    Quiet Quitting – ein aktueller HR-Trend?

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    Quiet Quitting – ein aktueller HR-Trend?

    Der Begriff des Quiet Quitting schwimmt schon seit einigen Jahren durch die Medienlandschaft.

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Zugenommen hat die Häufung des Begriffs im Jahr 2022, als es die ersten Studien zur Arbeitswelt in Zeiten der Pandemie gab. Zusätzlich dazu prägte der TikToker zaidleppelin im gleichen Jahr den Begriff. Seitdem rankt neben Zustimmung und Ablehnung auch viel Verwirrung ums Quiet Quitting. Es ist nämlich nicht mit dem deutschen „stille Kündigung“ gleichzusetzen.  

Was bedeutet Quiet Quitting und was ist der Unterschied zur stillen Kündigung?

Quiet Quitting beschreibt eine Haltung, die Mitarbeitende ihrem Arbeitgeber gegenüber entwickelt haben. Damit ist gemeint, dass Mitarbeitende nicht mehr leisten, als vertraglich festgehalten ist. Sie gehen keine „Extrameile“, die in Stellenanzeigen häufig gefordert ist und leisten keine Überstunden. Sie engagieren sich also nicht über das Mindestmaß hinaus. Gleichzeitig bedeutet diese Haltung allerdings nicht, dass Mitarbeitende ihren Arbeitgeber nicht schätzen – sie sind nur nicht bereit, ihre private Zeit für die Arbeit zu investieren.

Mitarbeitende, die sich dem Quiet Quitting zuschreiben, befinden sich zwischen zwei extremen Polen: Der eine Pol beschreibt Menschen, die emotional tief mit ihrem Arbeitgeber verwurzelt sind, sich also committen. Diese Menschen bleiben gerne länger auf der Arbeit, denken aktiv mit, helfen anderen – und das ohne Gegenleistung. Der andere Pol beschreibt Personen, die nur bei einem Arbeitgeber bleiben, um möglichst schnell die Karriereleiter zu erklimmen und viel Geld zu verdienen. Sie wägen sehr nüchtern ab, wofür sie wieviel Zeit investieren. Sie haben keine emotionale Bindung oder gar Identifikation mit ihrem Arbeitgeber.

Die missverständliche Übersetzung der „stillen Kündigung“ meint tatsächlich, dass Arbeitnehmende zwar noch anwesend sind und ihre Arbeit leisten, allerdings gedanklich schon bei einem neuen Arbeitgeber sind. Beispielsweise weil sie sich nicht wertgeschätzt fühlen oder unzufrieden sind. Die stille Kündigung darf aber auch nicht mit schädigendem Verhalten gegenüber dem Arbeitgeber verwechselt werden: Nur weil jemand innerlich mit seinem Job abgeschlossen hat, heißt dies nicht, dass er sein Unternehmen schädigen möchte und beispielsweise Diebstahl begeht.

Drei mögliche Ursachen von Quiet Quitting

  • Einschneidendes Erlebnis: Wenn Mitarbeitende mit einem einschneidenden Erlebnis konfrontiert werden, beispielsweise durch Krankheit oder Familienzuwachs, kann dies etwas auslösen. Solch ein Erlebnis kann dazu führen, dass Mitarbeitende ihre Lebenseinstellung und somit auch die Einstellung zu ihrem Job überdenken und merken, dass ihr bisheriger Job sie nicht mehr erfüllt und sie beispielsweise etwas anderes lernen möchten. Sie leisten dann noch „Dienst nach Vorschrift“ bis etwas Neues in Sicht ist.
  • Verhalten des Arbeitgebers: Zum Phänomen Quiet Quitting kann es kommen, wenn der Arbeitgeber unangemessenes Verhalten an den Tag legt. Beispielsweise indem er immer mehr fordert, ohne etwas zurückzugeben. Oder indem ein Arbeitgeber darauf pocht, auch privat Zeit mit den Kolleginnen und Kollegen zu verbringen und es negativ kommentiert wird, sollten Einzelpersonen bei solchen Events nicht dabei sein. Das kann zu einer Abwehrhaltung bei den betroffenen Mitarbeitenden führen.
  • Keine Wertschätzung: Leisten Arbeitnehmende immer viel und erhalten niemals Anerkennung dafür, führt das zu Unzufriedenheit. Es geht hierbei nicht um unverhältnismäßige Bauchpinselei, allerdings ist ein Lob oder ein einfaches ‚Danke‘ immer mal wieder angebracht.

Scheinbar gibt es gar keinen Trend zum Quiet Quitting in Deutschland

Das Bundesamt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (kurz BAuA) hat zwischen 2015 und 2021 eine Arbeitszeitbefragung durchgeführt und Personen nach ihrer Zufriedenheit im Job und ihrer Kündigungsabsicht befragt (hier herunterzuladen) – Ziel war es dabei festzustellen, ob sich ein Trend abzeichnet, der eine höhere Kündigungsabsicht über die letzten Jahre zeigt. Dem ist allerdings nicht so. Mehr als 90% der Befragten zeigen sich sogar als zufrieden oder sehr zufrieden in ihrem Job. Zwar hat knapp ein Viertel der Befragten in den vergangenen 12 Monaten darüber nachgedacht den Arbeitsplatz zu wechseln, allerdings scheint das kein unüblich hoher Wert zu sein.

Trotzdem ist natürlich Aufmerksamkeit geboten und dafür zu sorgen, einem möglichen Trend vorzubeugen. Das gelingt durch eine Unternehmenskultur, in der sich Mitarbeitende wertgeschätzt und sicher fühlen, alle eine gemeinsame Mission verfolgen und transparent miteinander kommunizieren. Hier kommt auch die Generation Z zum Tragen, die in ihrer Arbeit einen Sinn sucht und großen Wert auf die Work-Life-Balance legt – hier besteht also auch eher weniger die Motivation, Überstunden zu leisten und mehr Zeit als notwendig zu investieren. Trotzdem kann auch hier die Generation Z nicht mit der Haltung zum Quiet Quitting gleichgesetzt werden.

Quellen:

https://www.ndr.de/kultur/kulturdebatte/Quiet-Quitting-Was-bedeutet-das-eigentlich,quietquitting100.html

https://www.investopedia.com/what-is-quiet-quitting-6743910

https://www.stern.de/wirtschaft/job/-quiet-quitting—warum-viele-arbeitnehmer-nur-noch-dienst-nach-vorschrift-machen-32661340.html

https://www.haufe.de/personal/hr-management/das-wahre-definition-von-quiet-quitting_80_574924.html

Foto von energepic.com: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-sitzt-vor-macbook-313690/

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